Bernd Eichhorn - Bearbeiten von Sammlungen, Vor- und Nachlässen

Entfernen von Heftklammern

Um Papiere zusammenzuhalten, sind Heftklammern und Büroklammern im Büroalltag sehr beliebt. In einem Archiv ist Schriftgut im Allgemeinen dem ursprünglichen Arbeitsprozess entnommen, Heftklammern also nicht mehr notwendig. Sie sind außerdem in mehrerer Hinsicht schädlich: Mechanisch haben sie bereits das geklammerte Papier beschädigt und schwächen das direkt anliegende Papier durch den punktuell anliegenden Druck, besonders wenn Papier über einen längeren Zeitraum in dieser Form gelagert wird. Anders als Papier korridieren Metallklammern bei zu hoher Luftfeuchtigkeit außerdem zu Rost, der das Papier zusätzlich physikalisch-chemisch angreift und zerstört.

Mich persönlich stört beim Umbetten von Papierstapeln aus Ordnern in Archivkisten auch noch, dass die Seite mit den Heftklammern den Stapel dort unnötig verdickt und das Ablegen der Papiere in z. B. eine Jurismappe erschwert.

Daher probiere ich seit einigen Jahren verschiedene Gerätschaften und Techniken aus, um Heftklammern so papierschonend wie möglich zu entfernen.
Mit handelsüblichen Heftklammernentfernern habe ich dabei noch keine befriedigenden Erfahrungen gemacht, weil die Benutzung leider oft verbunden ist mit weiteren Beschädigungen des Papiers und darüberhinaus auch noch relativ umständlich ist.

Also habe ich eine Technik entwickelt, die zum einen tatsächlich nur die störende Heftklammer entfernt ohne das Papier weiter zu schädigen und, nach etwas Übung, auch noch schnell arbeitet.

Die Idee der klassischen Heftklammerentfernung bleibt, den Klammerprozess umzukehren, die Klammerenden also aufzubiegen und durch den Papierstapel herauszuziehen. Anstatt aber den beim Aufbiegen nötigen Gegendruck punktuell auf das lose liegende Papier zu übertragen, wie das bei den üblichen Heftklammerentfernern passiert, baue ich einen Gegendruck auf, indem ich den Papierstapel so halte, dass die Klammerenden nach oben zeigen und ich mit einem Finger von unten gegen die geschlossene Seite der Klammer drücke. So ist der Papierstapel fixiert und ich kann die Klammerenden aufbiegen, weil ich den Druck des Entklammerns auf die Klammer selbst leite und damit auf meinen Finger. Das klappt selbst bei wenigen Blättern, z. B. zwei zusammengehefteten Blättern dünnen Durchschlagpapiers, obwohl hier das Papier keinerlei Haltepunkte bietet. Hier wird das Papier nicht direkt fixiert, sondern es wird nur die Klammer gehalten, so dass ein Klammerende frei zum Aufbiegen liegt.

Die Klammerenden können mit jedem zupackendem Werkzeug aufgebogen werden. Pinzetten sind zu schwach für so etwas, kleinere Zangen eignen sich hierfür am besten.
Anschließend wird der Papierstapel umgedreht, gehalten und die Klammer kann mit der Zange herausgezogen werden.

Es gibt aber einige Fälle, wo das Aufbiegen und Herausziehen der Klammern nicht funktioniert oder ratsam ist. Sei es, weil die Klammer zu fest sitzt, zu störrisch ist, zu lang oder, zu dick oder zu kaputt. In solchen Fällen sollte die Klammer an geeigneten Stellen durchtrennt werden. Die Einzelteile lassen sich dann einfacher durch den Papierstapel ziehen. Aber Achtung beim Durchzwicken der Metallklammern! Die abgezwickten Teile werden weggeschleudert. Bitte unbedingt die Augen schützen!

Ich benutze also für das Entklammern generell einen kleinen Seitenschneider, wie er im Elektronikfachhandel speziell für das Abtrennen von IC-Beinchen und Lötstiften angeboten wird. Mit dem kann ich die Klammerenden aufbiegen und herausziehen und auch Klammern durchtrennen und das, ohne das Papier zu berühren.

Die Rückseite der Zangenbacken dürfen keine Facette haben, müssen also flach sein und auch die Zangenspitzen müssen beim Schließen genau aufeinandertreffen, so dass sich eng am Papier liegende Heftklammern packen lassen. Die Zange sollte mit mindestens 54 HRC eine gute Schneidhärte aufweisen, um auch kräftigere Heftklammern durchtrennen zu können. Auf den ersten Bildern unten ist der Kopf der Zange zu sehen, die ich schon seit einigen Jahren verwende.

Und noch mal: Achtung beim Durchzwicken der Metallklammern! Die abgezwickten Teile werden weggeschleudert. Unbedingt die Augen schützen!

Noch ein Zusatztipp: Bei größeren Papierstapeln oder fragilen Blättern kann es nach dem Aufbiegen der Klammer einfacher sein, nicht die Klammer aus dem Papierstapel zu ziehen, sondern - umgedreht - das Papier von der Klammer zu ziehen. Dabei wird die geöffnete Klammer mit der Zange festgehalten und mit der freien Hand wird nach und nach blatt- oder stapelweise das Papier von der Klammer gezogen.


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